Forschungsprojekt

Wie sah unsere Stadt vor 2000 Jahren aus?

about_layer-1 about_layer-3

Über das Forschungsprojekt

In dem bislang einzigartigen Forschungsprojekt »Visualisierung des Römischen Köln« ist es zum ersten Mal gelungen, in einer Echtzeitanwendung die komplette Stadt zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt in ihrer Gesamtheit virtuell sichtbar und begehbar zu machen. Es ist möglich, virtuell durch das komplette Römische Köln zu flanieren, die Gebäude in ihrem jeweiligen städtebaulichen Kontext zu sehen und um Gebäude zu laufen.

Römische Städte waren monumental und prägten – nicht anders als die Städte heute – durch ihre Bauten Bewohner und Gäste. Architektur in ihren zahlreichen Varianten schuf den Rahmen für alle Formen des Lebens, für Politik, Handel und Gewerbe und auch die Muße und damit prägte sie ebenso den privaten wie den öffentlichen Raum. Auch das Selbstverständnis der Bevölkerung – wenn auch wohl nicht immer bewusst – basierte daher auf dem architektonisch gestalteten Rahmen.

Kapitolstempel

Das römische Köln machte da keine Ausnahme. Die Stadt wird in ihrem monumentalen Erscheinungsbild nicht zuletzt durch die jüngsten Grabungen am Heumarkt und an der neuen Trasse der Untergrundbahn zunehmend besser sichtbar. Die Monumentalisierung mit steinernen Bauten vollzog sich sehr rasch in den Jahrzehnten nach der Zeitenwende und dieser Charakter behauptete sich bis in die Zeit der fränkischen Okkupation (500 n. Chr.). Allerdings hat sich das Stadtbild in diesem Zeitraum deutlich gewandelt. Das gilt insbesondere für die Bauten, die nach der Verleihung des Status einer Colonia 50 n.Chr. in rascher Folge hinzukamen, wie etwa die monumentale Stadtmauer, der Kapitolstempel, das Forum mit der halbrunden Säulenhalle und die erste monumentale Fassung des Stadthalterpalastes. Einen weiteren wichtigen Einschnitt bildeten offenbar die Einfälle der Barbaren im 3. Jh., die zu der weitgehenden Auflassung der Nekropolen – und damit der monumentalen Grabbauten im Vorfeld der Stadt – und zur Aufgabe des Flottenlagers auf der Alteburg führten, andererseits aber unter Konstantin im frühen 4. Jh. die Anlage des Kastel Deutz und den Bau einer festen Rheinbrücke zur Folge hatten.

Mehr als die spektakulären Bauten ist es aber die Fülle der kleineren Veränderungen, die über eine solches Projekt der Visualisieurng gleichsam ihren Ort im urbanen Kontext finden sollen. Erst aus der Summe dieser verschiedenen Erscheinungen wird die Qualität einer Stadt mit ihren vielfältigen Lebensformen wirklich verständlich. Die Kohärenz des Wandels wäre also ein wichtiges Anliegen, das erst in einem Zusammenspiel von Einzelforschung, Synthese der Egebnisse und ihrer Visualisierung zu lösen ist. Das jetzt erarbeitete Modell kann die Richtung auf diesem Weg zeigen. Allerdings macht es auch zugleich deutlich, wie umfangreich die Aufgaben sind. Denn bisher ist lediglich ein Zeithorizont – der Zeitraum von der mittleren Kaiserzeit nach der Verleihung des Status der Colonia – ausgearbeitet worden. Hieran müssten weitere Arbeiten anknüpfen, die die verschiedenen Zeithorizonte, Einzelsituationen und auch didaktische sowie wissenschaftliche Aspekte zunehmend mit einbeziehen und ausgestalten.

Ziel des Projekts war es, ein Modell zu schaffen, mit dessen Hilfe das römische Köln unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse zu visualisieren ist und so in seiner historischen Dimension auch einem größeren Publikum verständlich wird.

realtime

Gerade in der Gestaltung der Räume hat es dabei eine Reihe von überraschenden Eindrücken gegeben, etwa in der Gestaltung des Kapitolstempels mit seinem winzigen Altar, aber einer riesenhaften Front zum Rhein hin, die in dem Modell nun auch erstmals erlebbar ist. Des Weiteren war das Zentrum offenbar mit ausgesprochen großzügigen Architekturen ausgestattet, die für eine Stadt am Rand des Imperiums immerhin ungewöhnlich sind. Das gilt besonders für den Platz mit dem halbrunden Portikus und den flankierenden doppelstöckigen Hallenbauten, aber auch für den Bezirk, in dem man die Ara Ubiorum als das Zentrum des Kaiserkultes in der Provinz Germanien sehen kann. Eine CAD-gestützte dreidimensionale Rekonstruktion der Projektergebnisse ermöglicht es, diese auf das jeweilige Publikum (Schule, Erwachsenenbildung, Hochschule) und auf die Erfordernisse der jeweiligen Medien (Printmedien, Bildmedien, Internet) abgestimmt zu präsentieren und zu vermitteln.

Durch die Kooperation der Fachhochschule Köln mit der Universität zu Köln sind nun verschiedene Bauten und Situationen des römischen Köln, etwa die Gräberstraße, das Haus mit dem Dionysosmosaik, der Kapitolstempel, die Stadtmauer mit dem Ubiermonument und der Marktplatz in den Gesamtplan der Stadt integriert worden. Dadurch ist es möglich, die römische Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen und in Echtzeit durch das Innere zu gehen. Durch die Kooperation mit dem renommierten Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam ist diese Echtzeitvisualisierung gelungen, die das Optimum des derzeit technisch Machbaren in Bezug auf Realitätsgrad, Performance und Informationsgehalt erfüllt. Hier liegen eine Fülle von Herausforderungen, die es in Zukunft zu bewältigen gilt, wie etwa Überblendungen auf die jetzige Situation vorgenommen werden können, wie wissenschaftliche Befunde oder auch die schon bekannten Materialien und vorhandenen Reste der antiken Bauten so integriert werden können, dass sie bequem abrufbar sind oder auch wie didaktisch das Erhaltene gegen die Rekonstruktion abgesetzt werden kann.